Orinoco
Ich liege auf dem Rücken und treibe den Orinoco hinunter.

Es ist Nacht und von den Ufern her dringen aus dem Regenwald die Geräusche von Lebewesen, die nie jemand zu Gesicht bekommt.

Der Duft von Orchideen, vermischt mit dem Geruch von vermoderndem Holz zieht übers Wasser.

Der Himmel ist klar und über mir zeigen sich Myriaden von Sternen.

Wie Diamanten auf schwarzem Samt funkeln sie.

Ihr Licht ist alt und ich spüre, dass sie um die Entstehung des Lebens und sein Vergehen wissen.

Ihr Licht spielt auf den träge dahinfließenden Wassern des Flusses.

Das Wasser ist warm, warm wie die Luft und warm wie mein Körper, sodass ich die Grenzen meines Körpers nicht mehr spüre und mich ausdehne bis zu den Ufern.

Meine Gedanken verweben sich mit den Geräuschen und den Gerüchen des Regenwaldes und auf mir spielt das Licht der Sterne.

Ich bin Orinoco, der Fluss, und träge treibe ich dahin und meine Gedanken lösen sich auf in der Zeit.
(2003)
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